Rebenbotschaft

Bordeaux: Wo der Wein zu Hause ist

Bordeaux, gelegen im Südwesten Frankreichs, ist nicht nur eine Stadt, sondern auch das Herzstück einer der größten Weinregionen der Welt. Die Region erstreckt sich entlang der Flüsse Garonne und Dordogne, die sich zum Gironde Ästuar vereinen. Diese Lage ist kein Zufall – die Nähe zum Atlantik, die Flusstäler und das besondere Klima spielen eine Schlüsselrolle in der Weinproduktion.

Das Klima in Bordeaux ist als gemäßigt maritim zu beschreiben. Der Einfluss des Atlantiks sorgt für milde Winter und warme, aber nicht übermäßig heiße Sommer. Dieses Gleichgewicht ist entscheidend für die Weinreben. Es ermöglicht eine langsame, gleichmäßige Reifung der Trauben, was wiederum die Entwicklung komplexer Aromen fördert.

Die Rebsorten im Bordeaux: Vielfalt als Kunstform

Bordeaux ist bekannt für seine Cuvées, also Weine, die aus einer Mischung verschiedener Trauben hergestellt werden. Zu den Hauptakteuren zählen Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, Petit Verdot, Malbec und Carmenere. Jede dieser Rebsorten bringt ihre eigene Persönlichkeit in die Mischung ein.

  • Cabernet Sauvignon: Der Rückgrat vieler Bordeaux-Weine, besonders auf der linken Seite der Garonne. Bekannt für seine Tanninstruktur und Langlebigkeit.
  • Merlot: Die am häufigsten angebaute Traube in Bordeaux, dominant auf der rechten Seite der Garonne. Sie verleiht Weinen Weichheit und Fülle.
  • Cabernet Franc: Oft als Blending-Partner genutzt, bringt er Würze und Aroma in die Cuvée.
  • Petit Verdot und Malbec: Weniger häufig, aber wertvoll für ihre Farbe und Tiefe.
  • Carmenere: Einmal weit verbreitet, jetzt selten, aber immer noch ein interessanter Teil der Bordeaux-Geschichte.

Gesetzliche Qualifikationen: Die Regeln des Spiels

Im Herzen der gesetzlichen Regelungen steht das AOC-System (Appellation d’Origine Contrôlée). Dieses System definiert nicht nur die geografischen Grenzen der verschiedenen Bordeaux-Appellationen, sondern legt auch spezifische Regeln für den Weinbau und die Weinherstellung in diesen Gebieten fest. Diese Regeln betreffen die Rebsorten, den Anbau, die Weinherstellung und die Alterung. Zum Beispiel müssen Cuvées aus den zugelassenen Trauben bestehen und bestimmte Alterungsprozesse durchlaufen. Es garantiert, dass ein Bordeaux-Wein die Traditionen und Standards seiner spezifischen Appellation widerspiegelt.

Bordeaux ist auch für seine verschiedenen Klassifizierungssysteme bekannt, wie das berühmte 1855er Klassifizierungssystem für Médoc und Graves oder die Klassifizierungen für Saint-Émilion und Sauternes. Während im Rest Frankreichs die Weinbergslagen qualifiziert sind, bewerten diese Systeme die Weingüter (Châteaus). Im Wesentlichen basierend auf der Qualität ihrer Weine im Jahre 1855, denn seither wurde die Klassifikation im Jahr 1973 nur ein einziges Mal geändert, sprich um das Château Mouton-Rothschild ergänzt. Klar, dass das 1855er Klassifizierungssystem eine wichtige Rolle bei der Marktpositionierung spielt: „In ist, wer drin ist.“

Die Etikettierung ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Bordeaux-Etiketten müssen bestimmte Informationen enthalten, wie den Namen der Appellation, den Alkoholgehalt und, wenn zutreffend, den Rang des Weinguts laut Klassifizierung. Diese Informationen helfen Verbrauchern, die Herkunft und Qualität des Weins zu verstehen.

Die Anbaugebiete: Eine Landschaft voller Unterschiede

Die Anbaugebiete von Bordeaux lassen sich grob in zwei Teile teilen, getrennt durch die Garonne: das linke und das rechte Ufer. Jedes Gebiet hat seine eigenen Bodentypen, Mikroklimata und damit verbundenen Rebsorten.

  • Das linke Ufer: Hier dominieren Kiesböden, die ideal für Cabernet Sauvignon sind. Berühmte Appellationen sind Médoc und Graves.
  • Das rechte Ufer: Bekannt für seine ton- und kalksteinhaltigen Böden, die perfekt für Merlot sind. Saint-Émilion und Pomerol sind hier zu Hause.

Das Terroir in Bordeaux ist vielfältig und komplex. Es umfasst nicht nur den Boden, sondern auch das Mikroklima, die Topographie und sogar die traditionellen Anbaumethoden. Diese Kombination von Faktoren gibt Bordeaux-Weinen ihren unverwechselbaren Charakter.

Ja, es gibt auch Weißwein im Bordeaux

Als ausgesprochener Liebhaber von Cuvées aus Sauvignon Blanc und Semillon, muss ich das einfach hier erwähnen. Die Weißweinproduktion in Bordeaux mag im Vergleich zu Rotwein kleiner sein, aber sie ist von herausragender Qualität und Vielfalt geprägt. Halten wir sie also fest, die Weißweinrebsorten, die hier angebaut werden.

  • Sauvignon Blanc: Die allen sicher bekannteste Weißeinrebsorte, die hier angebaut wird. Sie ist bekannt für ihre lebhafte Säure und ihre aromatische Komplexität, die Aromen von grünem Apfel, Zitrusfrüchten und oft auch florale Noten mit sich bringt. Hier wird Sauvignon Blanc sowohl für trockene Weißweine als auch für die berühmten süßen Weine von Sauternes und Barsac verwendet.
  • Sémillon: Spielt eine zentrale Rolle in den süßen Weinen von Bordeaux, insbesondere in Sauternes und Barsac. Diese Traube bringt Körper, Reichhaltigkeit und oft Honig- und Wachsnoten in die Weine ein. In trockenen Weißweinen sorgt sie für Fülle und Rundheit, oft in Cuvées mit Sauvignon Blanc, auch Weißer Bordeaux genannt.
  • Muscadelle: obwohl weniger verbreitet, ist eine wichtige Ergänzung zu vielen Bordeaux-Weißweinen. Sie fügt oft florale und fruchtige Noten hinzu, die die Komplexität und das Aroma-Profil der Weine bereichern. Muscadelle wird häufig in geringeren Mengen verwendet, trägt aber wesentlich zur Vielschichtigkeit der Cuvées bei.

Neben diesen Hauptsorten gibt es in Bordeaux auch kleinere Anpflanzungen anderer Weißweintrauben wie Colombard und Ugni Blanc. Diese Sorten werden seltener verwendet, können aber interessante Nuancen in bestimmte Weißweincuvées bringen.

In trockenen Weißweinen ist das Zusammenspiel von Sauvignon Blanc und Sémillon besonders beliebt. Sauvignon Blanc bringt Frische und Aroma, während Sémillon Körper und Fülle beisteuert. Diese Weine sind oft frisch und lebendig, mit einer angenehmen Balance aus Frucht und Säure.

In den süßen Weinen, insbesondere in Sauternes, ist Sémillon die dominierende Traube, oft ergänzt durch Sauvignon Blanc und manchmal Muscadelle. Diese Weine sind weltberühmt für ihre reiche Textur, ihre komplexe Aromatik und ihre außergewöhnliche Alterungsfähigkeit.

Fazit: Ein Kaleidoskop des Geschmacks

Bordeaux ist ein lebendiges Mosaik aus Geschichte, Kultur und Geschmack. Von den kraftvollen Cuvées des linken Ufers bis zu den samtigen Weinen des rechten Ufers bietet die Region eine beeindruckende Palette an Geschmackserlebnissen. Jede Flasche Bordeaux erzählt eine Geschichte – von der sorgfältigen Arbeit der Winzer, dem Einfluss von Klima und Terroir und der jahrhundertealten Tradition der Weinherstellung.