Rebenbotschaft
Franschhoek Wine Tram

Die Franschhoek Winetram

Wenn man in Franschhoek ist, kommt man an der Winetram nicht vorbei. Und irgendwie auch nicht um sie herum, also konkret um eine Fahrt mit ihr. Das professionelle Eintauchen ins Glas kommt dabei zwar definitiv zu kurz, aber man kann (und sollte) auch einfach mal nur Spaß mit Wein haben. Dafür ist so ein Tag in der Winetram ideal, für Urlauber und für Tagesausflügler aus Kapstadt. Wobei die eigentliche Zeit in der Winetram ziemlich begrenzt ist. Die Wegstrecke ist ganze 18 Minuten lang, beginnt in Franschhoek am Terminal und endet beim Weingut Rickety Bridge. Dazwischen liegen zwei weitere Haltepunkte, Franschhoek Cellar und das Weingut Grande Provence.

Eine zweite Tram fährt etwa 15 km entfernt Richtung Stellenbosch auf einer ähnlich langen Strecke. Von der Station Groot Drakenstein verbindet sie die Weingüter Boschendal, Vrede en Lust sowie Plaisir.

Alle weiteren der insgesamt 30 Weingüter werden mit Bussen angesteuert, die zumindest ein wenig so aussehen wie die Winetram. Fünf verschiedene Linien fahren jeweils knapp 10 verschiedene Weingüter an. Den jeweils aktuellen Linienplan findet ihr hier auf der Website der Winetram.

Ein fröhlicher Tag in Franschhoek

Nochmal, hier steht der Spaß mit Freunden und/oder der Familie im Vordergrund. Und klar, je später der Nachmittag, desto fröhlicher die Mitfahrenden, das gehört dazu. Die meisten der angefahrenen Weingüter fallen in meine Kategorie der Picknick-Weingüter, Lifestyle-Plätzen für den entspannten Nachmittag. Und so kann man überall Essen, Trinken, Picknicken, Kinder können Tiere streicheln oder von Klettergerüsten fallen. Fast jedes Weingut bietet die unterschiedlichsten Arten von Weintasting statt, pur oder im Pairing meistens mit Schokolade, Käse oder Austern.

Nach etwas Recherche habe ich mich für die Blaue Linie entschieden, aus zwei für mich guten Gründen. Erstens wollte ich unbedingt zu Holden Manz, ganz auf die Ernsthaftigkeit konnte ich dann doch nicht verzichten. Aus purem Spaß wollte ich zudem unbedingt zu Rickety Bridge, das erste Weingut in Franschhoek, das ab 1797 mit Paulina De Villiers von einer Frau geführt wurde.

In Rickety Bridge kann man seinen eigenen Wein cuvéetieren, entweder weiß oder rot. Wie das geht? Man bekommt drei Flaschen reinsortige Weine, hier Merlot, Pinotage und Syrah, die probiert man zuerst und versucht sich dann an seinen eigenen, individuellen Mischungsverhältnissen. Ich bin schon ziemlich gespannt, wie es schmeckt, das Ergebnis meines „eigenen“ Weines, zurück zuhause.

Kosten, cuvéetieren, verkorken, Label malen, fertig

Impressionen vom Tag mit der Franschhoek Winetram

Von Rickety Bridge ging es mit der Winetram weiter zum Weingut Grande Provence, das auf eine mehr als 300 jährige Geschichte zurückblicken kann. Und wie es der Name vermuten lässt, sehr auf stilvolle Eleganz setzt, tolle Architektur, viel zeitgenössische Kunst, ein schöner Fleck Franschhoek. Und die Weine? Zweifellos sehr ordentlich, aber so richtig vom Hocker haben sie uns beide nicht gerissen. Dafür sollen die Austern ganz hervorragend gewesen sein!

Picknickwiesen, Restaurants, Kunst und Wein

La Bri

Der totale Kontrast zu Grande Provence war anschließend das Weingut La Bri, dessen Geschichte bis ins Jahr 1694 zurückreicht. La Bri war damals eine der ersten Farmen der Hugenotten hier in der Region und hatte somit maßgeblichen Anteil an der Entwicklung von Franschhoek. In La Bri ist alles ein gutes Stück bodenständiger, einfacher und vielleicht authentischer als in Grande Provence, man ist hier weit entfernt von Austern. Womöglich muss man dazu aber „noch“ sagen, denn 2022 wurde das Weingut von der Familie um den ehemaligen BMW Manager Hendrik von Kuenheim übernommen. Man braucht ja was zu tun im Rentenalter, ich bin gespannt auf die Entwicklung. Was aktuell auffällt: Während in der Historie des Weingutes alle anderen Vorbesitzer mit Vornamen und Nachnamen Erwähnung finden, heisst es bei den neuen Besitzern nur Mr und Ms.

Ausgezeichnete Weine haben sie in La Bridge jedenfalls schon vorher produziert. Das Weingut ist in den letzten 10 Jahren quasi Stammgast mit 4,5 Sterne Bewertungen in Platter´s South African Wine Guide. Ihr La Bri Barrel Select Chardonnay Jahrgang 2022 erhielt in der aktuellen Ausgabe sogar 5 Sterne – und ist wirklich ein hervorragender Wein.

Mir persönlich reichen drei Weingüter am Tag. Priorisierung war also angesagt, was in dem speziellen Fall nicht schwer gefallen ist: Es ging anschließend zu Holden Manz, dem Weingut, das sich selbst als Hidden Gem in Franschhoek bezeichnet. Weingut und Weine wurden mir von meinem besten Freund empfohlen – und ich bin ihm sehr dankbar dafür. Ich habe vor, hierüber noch einen eigenen Blogbeitrag zu schreiben. Die Weine sind es absolut wert!

Was wir nicht gemacht haben: Sir Richard Bransons Mont Rochelle Hotel & Vineyards, Maison Estate und Klein Goederust, das Weingut des ersten schwarzern Besitzers in Südafrika. Für diese besondere Geschichte habe ich mir an einem anderen Tag mehr Zeit genommen und hier einen eigenen Blogbeitrag geschrieben.

Fazit eines Tages in der Franschhoek Winetram

Ich bin ja immer eher auf der Suche nach der Nische, nach Neuem und Unbekannten. Ich freue mich immer, wenn ich eine Boutique entdecke, weil die großen Marken kennt man ja nun einmal schon. Und trotzdem, wenn man sich darauf einlässt, kann man viel Spaß haben an einem Tag mit der Winetram. Ich empfehle nur trotzdem, sich ein wenig mit den Routen, dein Weingütern und ihren Angeboten auseinanderzusetzen. Die Internetrecherche dauert 30-60 Minuten. Ohne sie hätte wir die Cuvéetierung unseres eigenen Weines nicht gefunden, dafür aber 4 x Weintasting mit Schokoladenpairing machen müssen.

Und sollte man es gar nicht mehr aushalten – ein Ehepaar aus den USA habe ich kennengelernt, denen erging das so – dann bucht man sich halt ein Uber und macht auf eigene Faust weiter.

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