Rebenbotschaft
Boutique Weinfarm Topiary

Topiary

Für mich ist Wein überwiegend und in erster Linie Authentizität. Wein, dafür stehen für mich Menschen, die Träume haben, Vorstellungen, Ziele, Leidenschaft. Menschen, die mit der Natur arbeiten, aus ihrem Terroir und ihren Reben mit sich kontinuierlich entwickelndem handwerklichem Geschick tolle Genussmomente produzieren. Klar, dass ich dann persönlich Boutique-Weingüter bevorzuge, nicht Großkonzerne. Ich komme beruflich aus dem Marketing. Wein, das sind für mich aber eher Gesichter und Geschichten, denn Marketing. Beides kann man natürlich auch kombinieren, also wenn man es kann, aber das ist ein anderes Thema.

Gestern habe ich mal wieder eine solche Boutique gefunden. Etwa 10 km außerhalb von Franschhoek, rechts ab von der Straße, die so aussieht als würde sie von nirgends nach gar nirgendwo führen, liegt Topiary. Ihren Chardonnay Sandstone 2021 hatten wir in der Weinbegleitung im Protégé am Abend davor. Er war herrlich balanciert zwischen cremig und fruchtig-frisch, der richtige Kompromiss für uns zu Hause, wo eine Seite den Chardonnay am liebsten cremig, buttrig und breit mag, während ich es kühl, frisch und mineralisch mag. Jedenfalls war meine Neugier darauf geweckt, was die da sonst noch machen.

Burgund trifft Südafrika

„Die“, das ist im Kern Philippe Collin, Besitzer und Winemaker, für den das Topiary sein Zweitweingut für die Wintermonate ist. Ende der 1980er stieg Philippe Collin in das Weingut seiner Eltern und Großeltern in Chassagne-Montrachet ein. Ab 2003 führte er das 18 ha große „Chardonnay Weingut“ an der Côte de Beaune gemeinsam mit seinem Bruder. Nachdem er 2014 in Franschhoek die Topiary Weinfarm übernommen hatte, entschied er sich in 2021 für eine Verkleinerung im Burgund. Er gab 2/3 seiner Rebfläche an seinen Sohn weiter und behielt nur noch 5 ha selbst.

Über die Sommermonate macht er also nun „im Kleinen“ noch 1er Crus und Grand Crus zuhause in seinem Weingut in Chassagne-Montrachet, über die Wintermonate lebt und arbeitet er mit seiner Frau hier. Man scheint hier zu wissen, wie man sein Leben gut gestaltet. Sechs Monate Burgund, sechs Monate Südafrika, 12 Monate kein Schnee und Eis, läuft bei denen.

Weintasting bei Topiary

Bei dem Bourgogne Background konnte ich davon ausgehen, dass man hier weiß, wie man hervorragende Burgunder macht. Den Sandstone Chardonnay kannte ich zwar schon, konnte aber vor Ort den nächsten Jahrgang, 2022, verkosten. Noch etwas stärker auf der frischen Seite als der 2021er, weiter herrlich. Und mit einem Cellar-Door Preis von R245 pro Flasche ein sensationelles Preis-Genuss-Verhältnis!

Zweites Highlight? Innocence 2019, eine Cuvée aus 60% Cabernet Sauvignon und 40% Syrah, mit einer Eleganz, die ich hier in SA selten im Glas hatte. Dabei hatte er sich in der Nase erst einmal noch ziemlich lautstark vorgestellt, sich aber dann am Gaumen wirklich ganz anders verhalten. Frische, elegante Frucht, klar separiert, nicht vermischt, Pflaume, Brombeere, schwarze Johannisbeere, Tee, Pfeffer. Diese Unschuld, davon geht auch eine Flasche mehr am Abend 🤷🏼

Last not least, ein reinsortiger Syrah 2019, leichter bis mittlerer Körper, dunkle Beeren in der Nase, am Gaumen überwiegend Schwarzkirsche, weißer Pfeffer. Kein Wein für den Kaminabend, aber im Sommer leicht gekühlt zum Aperitif bringt er‘s sicher ganz hervorragend.

Neben den drei Weinen aus meinem Tasting produziert Topiary noch einen Cap Classique Brut Blanc des Blancs und einen Roséwein. Auf der Farm liegen zudem zauberhafte Guesthouses und ein Restaurant, weitere Infos dazu direkt auf ihrer Webseite.

Für mich ist Topiary absolut eine Empfehlung!

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