Rebenbotschaft
Der Aufgang zur Vinothek am alten Gutshaus am Klosterberg

Markus Molitor – einmaliger Wein vom einmaligen Winzer

Einfach gemacht hat es der Wein Markus Molitor nicht gerade. Als junger Winzer im Alter von 20 Jahren übernimmt er 1984 von seinem Vater zwei Hektar Rebfläche in Bernkastel-Wehlen an der Mosel. Kurz darauf gerät die gesamte deutsche Weinwirtschaft in eine existenzielle Krise, die bis tief in die 1990er Jahre andauern wird. Aber der junge Winzer Markus Molitor hat eine Vision von Wein. Also kauft er über die Jahre ein Portfolio der besten Steillagen der Mosel, setzt bedingungslos auf Qualität und verzichtet bis heute auf das „schnelle Geld“. Das sind die wesentlichen Zutaten, auf denen die Anerkennung ruht, die sich der Winzer Markus Molitor erarbeitet hat. Und mit denen er darüber hinaus einer derjenigen Ausnahmewinzer ist, der mit seinem Schaffen einer ganzen Anbauregion zurück zu alter Größe verholfen hat.

Die Erfolgsgeschichte des Markus Molitor

Heute bewirtschaftet Markus Molitor eine Rebfläche von etwa 70 Hektar entlang der Mosel. Er setzt ausschließlich auf Top-Lagen, in denen bis über 100 Jahre alte, wurzelechte (!) Reben stehen. Die steilsten Hanglagen weisen 80% Gefälle auf, das ist schon von unten ein imposanter Anblick. Es sind die Top-Lagen wie Wehlener Sonnenuhr, Zeltinger Sonnenuhr, Würziger Gewürzgarten, Bernkasteler Badstube oder Graacher Himmelreich, um nur einige zu nennen. Zudem bewirtschaftet Markus Molitor mittlerweile knapp 30 Hektar Rebfläche an der Saar. Dort, an der kleineren Schwester der Mosel, arbeitet Molitor eng mit dem Weingut Van Volxem und dessen Besitzer Roman Niewodniczanski zusammen.

Naturnaher Anbau, geringe Erträge und mehrfaches Lesen ausschließlich von Hand sind Markus Molitors handwerkliche Qualitätsfaktoren im Weinberg. Im Keller setzt er unter anderem auf 100% Spontanvergärung, den Verzicht auf stabilisierende Maßnahmen – und vor allem auf Zeit. Denn nur etwa 40% vom jeweils aktuellen Jahrgang geht in den Verkauf. Der Rest kommt in den Keller, dort wird er schließlich keinesfalls schlechter.

Der Wein von Markus Molitor

Ein Anteil von 94% der Rebfläche von Molitor ist mit Riesling bepflanzt. Daneben baut Markus Molitor in geringen Mengen Wein aus Pinot Blanc und Pinot Noir an, die sich aber auch nicht verstecken müssen. Aus seinen Rebflächen produziert Markus Molitor jährlich bis zu 40 verschiedene Rieslinge. Grund dafür ist seine Akribie, die er an den Tag legt wenn es um die Qualität seiner Weine geht. Da werden häufig keine ganzen Trauben geerntet, sondern nur einzelne Beeren. Diese mehrfache Selektion im Weinberg folgt seinem Motto „Reife statt Öchsle“ und ist die Grundlage für die Qualität dessen, was später gemeinsam in der Flasche liegt.

Die Weinprobe bei Markus Molitor

Die Vinothek am Klosterberg ist an Werktagen für spontane Besuche geöffnet. Da wir in einer Gruppe unterwegs waren, haben wir uns vorher angemeldet. An Wochenenden und Feiertagen öffnet die Vinothek nur nach Terminvereinbarung.

Die Weinprobe wird mit 20 Euro pro Person berechnet, die ab einem Bestellwert von 300 Euro pro Person erlassen wird. Aus vielen Weinbauregionen in Deutschland sind wir keine Eintrittspreise gewohnt. Mir hingegen kommen sie ganz recht. Denn erstens entfällt ggfs. die gefühlte Verpflichtung zum Kauf nach der Weinprobe, zweitens ist es eine Dienstleistung von zwei Stunden, und drittens werden meist auch bessere Weine ausgeschenkt. Und genau das sollte sich bei der Weinprobe bei Markus Molitor bewahrheiten.

Aus einer Auswahl von insgesamt 46 Weinen, davon vier Pinot Blanc und drei Pinot Noir, haben wir in zwei Stunden Tasting insgesamt 12 Weine verkostet. Angefangen vom „einfacheren“ Wehlener Klosterberg Kabinett, der dafür bereits fünf Jahre alt war, über den Drei-Sterne-Wein 2011er Erdener Treppchen Auslese, bis hin zur Trockenbeerenauslese 2006 Zeltinger Schlossberg. Die Flasche dieses Weines kostet ab Weingut allein 115 Euro. Ohne einen Unkostenbeitrag von 20 Euro würde kein Winzer der Welt einen solchen Wein in eine Verkostung geben. Daher bin ich fast froh, wenn die (höhere) Leistung auf einem Weingut auch einen Preis hat.

Mein persönliches Fazit

Meine Highlights – und anschließende Begleiter auf dem Weg nach Hause – waren die beiden trockenen Rieslinge 2017 Zeltinger Sonnenuhr Spätlese (weiße Kapsel) und 2017 Zeltinger Sonnenuhr Auslese (weiße Kapsel). Beides feinfruchtige Charakter mit Aromen von Zitrus, Grapefruit, und einer leicht salzigen Mineralik am Gaumen, die ich mir gerne für ein paar weitere Jahre in den Keller lege. Obwohl ich ein Anhänger trockener Weine bin, bei mir in der Regel kein Wein mit mehr als 4 Gramm Restzucker ins Glas kommt, habe ich mich spontan in den 2003er Graacher Domprobst Auslese (grüne Kapsel) verliebt, ein feinherber Riesling mit einem tollen Spiel zwischen Säure und Süße, der bei mir bald ein paar Scampis vom Grill zum Highlight werden lassen.

Ich mochte die moderne, ruhige und freundliche Atmosphäre, und die sehr freundliche, informative und sachkundige Weinprobe. Markus Molitor bietet erstklassige Weine – von trocken über feinherb bis zum fruchtsüßen Dessertwein. Wer sich ein Bild davon machen möchte, was die Mosel „kann“, sollte den Wein von Markus Molitor probieren – am besten gleich auf dessen Weingut, die Reise lohnt sich!

Weingut Markus Molitor
Haus Klosterberg
54470 Bernkastel-Wehlen

Telefon: +49 6532 95400 0
eMail: info@markusmolitor.com

Anfahrt (via Google Maps)

www.markusmolitor.com

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