Rebenbotschaft
Boutique Winery High Constantia

Highlight – High Constantia

Das Drehbuch meiner Woche in Constantia hätte mit High Constantia kein besseres Finale erleben können. Der Abschluss war mein absolutes High-Light, und kam noch dazu ganz zufällig, wie vom Himmel gefallen.

Wie 450.000 andere Besucher auch, bin ich ich auf meinem Weg zur Anlage von Groot Constantia direkt an dieser Boutique Winery vorbeigefahren. Aber um Gegensatz zu mir, bleibt es für Großteil dieser jährlich 450.000 Besucher genau bei diesem Vorbeifahren. Gottseidank wissen sie dabei nicht, was sie da tun. Mich hingegen hat die Neugier gepackt, also bin ich am nächsten Tag noch einmal los.

Gestoßen bin ich auf ein verstecktes Juwel, auf einen authentischen, handwerklichen Betrieb. Hier wird Wein gemacht, und zwar genau hier, seit 1693 schon. Seit 1999 bewirtschaftet der Winemaker David van Niekerk das Weingut, seit 2001 unterstützt im Weinkeller durch Roger Arendse. Jährlich produzieren sie lediglich etwa 35.000 Flaschen. Ihr Angebot reicht vom MCC über Chardonnay, Sauvignon Blanc, Shiraz bis zum Cabernet Franc dominierten Cap Bordeaux Blend.

Herzlich begrüßt wurde ich durch Sannaline, die Frau des zweiten Weinmakers Roger. Seit 23 Jahren schmeisst sie zusammen mit den beiden Männern das Weingut, und ist dabei unter anderem für die Weintastings zuständig. Halleluja, was kann Besseres passieren, als ein Weintasting bei Sannaline! Herzliche Freundlichkeit trifft bei ihr auf eine eigene Motivation, Besuchern die Handswerkskunst des Weingutes und die Ideologie dahinter wirklich nahezubringen. Sannaline verkörpert die Form von echter Gastfreundschaft, die sich über Rückfragen, Austausch und gemeinsame Diskussion freut.

Start your tasting right, am besten mit Bubbles

Das Weintasting beginnt mit Omas Apfelkuchen, also zumindest mit seinen Aromen in der Nase, wenn sie sich aus dem Ofen langsam im Haus ausgebreitet haben. Clos André heißt der Start, ein MCC aus Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier, 2019, drei Jahre auf der Hefe gelagert. In der Nase dieser Apfel und diese Hefe, dazu eine Perlage auf der Zunge wie Seide. Was für ein Start, die Flasche mit der Nummer 525 von 712.

Weiter geht es mit Chardonnay 2021 und einem sensationellen Sauvignon Blanc (Cielo nel Capo, Jahrgang 2021). Beide bringen nur 12 Vol. % Alkohol mit ins Glas, was für eine Seltenheit hier in der Region, beides exzellent feine Weine. Mein Favorit der beiden Weißweine war der Sauvignon Blanc mit seinen Aromen von Pfirsich, Birne, Litschi, Grapefruit, ein ganz klein wenig Paprika, weißer Pfeffer und sanftes Karamell. Um die Frucht zu betonen, sowie um Alkohol, Säure sowie grüne Noten zu reduzieren, wurden die Trauben mit nur sanftem Druck gepresst. Nach der Gärung kam der Wein für 10 Monate in der 2. und 3. Belegung in heimisches Acaia Holz und französische Eiche.

Mein Tag schien an der Stelle eigentlich schon gelaufen. In meiner Überzeugung, dass es nicht mehr besser werden kann, bringt Sannaline die Rotweine…

Die Rotweine von High Constantia

Sie beginnt mit zwei reinsortigen Cabernet Franc, gegeneinander verkostet die Jahrgänge 2016 und 2013. Nicht etwa weil die wegmüssen, sondern weil es Philosophie dieser Boutique ist, Weine dann auf den Markt zu bringen, wenn sie soweit sind. Was auch der Grund dafür ist, dass sie irgendwann aufgehört haben, ihre Weine bei Platter‘s & Co verkosten zu lassen. Denn gemeinhin beschreibt und vergleicht ein Weinführer halt nun einmal die aktuellen Weine. Eigene Ideologie und klassisches Konzept passen hier einfach nicht aufeinander. Da sie hier bei High Constantia von ihrem Weg überzeugt sind, verzichte sie dann halt auf die Werbewirkung.

Der Jahrgang 2016 war etwas kühler als 2013, was ich bestätigen kann, wir waren im Winter 2016 auch hier. Was beim Cabernet Franc dieses Jahrgangs zu einer himmlischen Kombination aus Frucht und Würzigkeit führt, sanft eingebunden Tannine. Ich bin großer Cab Franc Fan, dieser Wein ist zum niederknien! Der Preis von umgerechnet 25 Euro die Flasche ergibt ein sensationelles Preis-/Genuss-Verhältnis!

Zum Abschluss, festhalten bitte, kommt ein 2009er Cap Bordeaux Blend in die Verkostung, 50% Cabernet Franc, 39% Merlot, 11% Cab Sauvignon. Im Glas schon erste bräunliche Töne, in der Nase natürlich überwiegend die tertiären Aromen der Flaschenreifung. Und dennoch viel frische Frucht am Gaumen, Brombeere, Kirsche, Pflaume, reife Erdbeeren. Herrlich dazu in der Balance Leder, Fleisch, Tabak und Würzigkeit, im Hintergrund ganz feine Tannine.

Vermutlich ist meine Freude über die Entdeckung von High Constantia in diesem Beitrag deutlich geworden. Ich möchte nicht sagen, „Leute, biegt bloß rechtzeitig ab, wenn ihr auf dem Weg zu Groot Constantia seid“. Die 450.000 Besucher liegen nicht falsch. Die wahren Weinkenner und -freunde sollten aber unbedingt am nächsten Tag wiederkommen, High Constantia darf man nicht verpassen!

Das Weintasting hat übrigens nicht mehr gekostet als überall anders in Constantia. R130 oder 150, geradezu lächerlich für das, was einem hier geboten wird. Hier der Link direkt zu ihrer Webseite.

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