Rebenbotschaft
Bosman Hermanus Eingang

Bosman Hermanus

Bis 2001 firmierte die 270ha große Farm unter dem Namen De Bos, ehe sie von Familie Bosman übernommen wurde, die bereits seit über 200 Jahren Weinbau in Wellington betreiben. Regenerative Landwirtschaft und Nachhaltigkeit stehen seit Jahren im Fokus der Bosmans. So bleibt die Hälfte der Farm naturbelassen, als Fynbos Landschaft Lebensraum für die heimische Tierwelt, sowie als Gebiet für 2-3 stündige Wanderungen für Naturliebhaber. Die Farm ist auch dem Anbau der Protea gewidmet, Südafrikas Nationalblume. Auf nur 54ha der Farm im Hemel-en-Aarde Valley wird Wein angebaut, überwiegend Chardonnay und Pinot Noir. Der Ausbau der Weine findet nicht hier, sondern im Weinkeller in Wellington statt. Auch umliegende Weingüter wie z. B. Hasher Family Estate (ehemals Sumaridge) beziehen Trauben von Bosman Hermanus. Und last but not least ist Bosman Hermanus auch eine Rebschule, in der derzeit 42 verschiedene Rebsorten und Klone gezüchtet werden.

Nachhaltigkeit geht für Bosman aber weit über Engagement für die Natur hinaus. Bereits in 2009 wurden 26% des Farmgeschäftes über eine Stiftung an 260 Mitarbeitende der Farm übertragen. Machen wir uns ehrlich, dieses Land basiert in großen Teilen auf vielen Jahrzehnten zum Himmel schreiender, sozialer Ungerechtigkeit. Jeder helfenden Hand, jeder Brücke und jeder Form von aktiver Entwicklung hin zu Einheit, zu sozialer und gesellschaftlicher Gleichheit gebührt Respekt. Mir jedenfalls ringt das allen Respekt ab, was die Bosman seit vielen Jahren tun. Dieses soziale Engagement wurde mehrfach ausgezeichnet, mehr Informationen dazu findet ihr hier und hier.

Bosman Hermanus im Hemel-en-Aarde Valley

Allein mit Blick auf die globale Erderwärmung macht es für mich total Sinn, hier oben auf immerhin 700 Meter über dem Meer Weinberge zu kaufen. Je 100 Meter Höhenunterschied verringern die durchschnittliche Temperatur um 0,6 Grad Celsius. Diese Bedingungen „hier oben“ sind aber schon heute ideal insbesondere für die beiden Burgundersorten Pinot Noir und Chardonnay. Das folgende Bild ist von der Ferienwohnung auf dem Gelände aus gemacht, und zeigt das gesamte obere Hemel-en-Aarde Valley.

Das Weintasting bei Bosman Hermanus

Das Frame Haus von Bosman Hermanus, in dem die Weintastings stattfinden, liegt etwa 1,3 km abseits der Hauptstrasse. Das ist sicher einer der Gründe für die Ruhe hier oben. Es sind schon Gäste hier, aber es ist einfach nicht so überlaufen wie in anderen Weingütern. Auf der Anlage befinden sich zwei Hütten, in denen man Picknick machen und Weine verkosten kann. Zudem laden eine große Terasse und ein weitläufiger Garten ein, in dem auch für Kinder gesorgt ist.

Das sog. Frame House von Bosman Hermanus, drumrum nur Ruhe und Fynbos

Das Weintasting startet mit einem MCC, also einem nach dem Champagnerverfahren hergestellten Schaumwein, hier aus 100% Chardonnay. Bei den Aromen überwiegen Zitrus, Grapefruit, etwas Tee. Hefe ist nur bei intensiver, bis an die Grenze der Einbildung dauernden Suche vorhanden, die Perlage ist aggressiv. Ich musste spontan an den typischen Prosecco vom Gardasee in den 90ern denken.

Spaß im Glas

Weiter ging es mit einer 2021er Cuvée aus Grenache Blanc, Chenin Blanc und Chardonnay, angebaut in Wellington, also nicht hier auf der Anlage. Ananas, Litschi, weiße Johannisbeeren, gereifter Pfirsich – mir insgesamt fast ein wenig zu einseitig auf der rein fruchtigen Seite. Aber ein schöner, einfacher Begleiter für ein asiatisches Essen, mit umgerechnet etwa 10 EUR pro Flasche ein ordentliches Preis-Genuss-Verhältnis in der Flasche.

Der 2022er Chenin Blanc, ebenfalls an- und ausgebaut im Hauptweingut in Wellington, hat in der 2024er Ausgabe von Platter´s Wine Guide maximale 5 Sterne erhalten. Er wurde ausgebaut sowohl im Beton als auch anschließend im Holz. Die Aromen reichen von Grapefruit, über Kräuter, Schiefer, Kreide bis hin zu Bienenwachs. Gradlinig und trinkanimierend – ein schöner Wein. Schade nur, dass das Highlight der Verkostung nicht von hier oben kommt.

Der 2021er Cinsault anschließend hatte es sicher schwer, wäre aber auch sonst über ein „gut“ nicht hinausgekommen. Samtig, rote Beere, leicht gekühlt ein guter Begleiter, macht, was er muss als Cinsault, aber halt auch nicht mehr.

Besser ist es dem 2019er Pinot Noir „Magnum Opus“ ergangen (oder mir mit ihm), der auch hier in Hemel-en-Aarde angebaut wurde. Auf der Frucht überwiegend Brombeere, dazu Aromen von Fleisch, Tabak. Leder, Pfeffer und Zedernholz, seine 14 Vol.% Alkohol merkt man ihm nicht an. Er kommt mit einem vollen Körper daher, was ich manchmal bei Pinot Noir mag. Für seine umgerechnet 17 EUR ein sehr gutes Preis-Genuss-Verhältnis.

War es unter dem Strich ein gutes Weintasting? Bosman Family Vines, also die aus Wellington, wurden in der 2024er Ausgabe von Platter´s Wine als „Winery of the Year“ ausgezeichnet. Ich bin überzeugt, man sollte auch Bosman Hermanus für die Zukunft „auf dem Schirm“ haben. Da ist Potential drin!

Bosman Hermanus Cottage

Einen kleinen Exkurs muss, nein möchte ich noch zur Ferienwohnung auf der Anlage machen. Die bekommt auch von uns 5 Sterne. Das Cottage liegt ein paar Hundert Meter entfernt vom Frame House, der nächste Nachbar ist 4 km Luftlinie entfernt, hier oben ist Ruhe pur. Das Cottage bietet mit zwei Schlafzimmern Platz für 4 Personen und ist wirklich sensationell gut und geschmackvoll eingerichtet. Meine Highlights aber waren die offene Braai-Station im Patio, und der Sonnenaufgang über dem Upper Hemel-en-Aarde Valley morgens um 6 Uhr. Einfach sensationell. Infos und Buchungen direkt über ihre Webseite.

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